Vertrauen. Eine Investition, die sich lohnt.
„Vertrauen ist für alle Unternehmungen das große Betriebskapital, ohne welches kein nützliches Werk auskommen kann. Es schafft auf allen Gebieten die Bedingungen gedeihlichen Geschehens.“ Auch heute haben Albert Schweitzers Worte nichts an Gültigkeit eingebüßt. Doch die Realität vieler Menschen hat Risse bekommen. Digitalisierung, Disruption und Industrie 4.0 sind nicht nur Schlagworte, sondern Ausdruck einer sich rasant verändernden Welt, die zunehmend unberechenbarer wird. Das neue Tempo zwingt Menschen und Organisationen dazu, sich immer schneller und radikaler zu wandeln, um vom galoppierenden Change nicht abgehängt zu werden. Doch während die Theorie noch um Deutungshoheit ringt und die besten Methoden ringt, stürzen die Menschen in Unsicherheit.
Verlässlich lässt sich sagen, dass keine unternehmerische Maßnahme volle Wirkung erzielt, wenn die Menschen, die sie umsetzen, im Zweifeln gefangen sind. Vertrauen ist eine der großen Führungsaufgaben, auch wenn sie vielerorts als Nice-to-have gehandelt wird, dem man erst widmet, wenn die großen Herausforderungen abgearbeitet sind. Aber dieser Tag kommt nie, und die scheinbaren Prioritäten nehmen immer schneller zu statt langsam abzunehmen. Wer Vertrauensbildung im Unternehmen auf die lange Bank schiebt, übersieht, dass Menschen, die vertrauen, schneller, besser und verlässlicher arbeiten als solche, die nicht wissen, woran sie sind.
Doch was ist überhaupt Vertrauen? Stephen M.R. Covey brachte es auf den Punkt:
- Vertrauen der Menschen in sich selbst: Führungskräfte und Mitarbeiter halten Versprechungen ein, erfüllen die geweckten Erwartungen und sind von dem, was sie sagen oder tun, überzeugt.
- Vertrauen in andere: Führungskräfte und Mitarbeiter sprechen wichtige Themen offen an, geben wichtige Informationen weiter und halten Vereinbarungen ein.
- Vertrauen innerhalb der Organisation: Die Bereiche der Organisation pflegen den offenen Austausch statt sich zu bekämpfen. Eigeninteressen treten hinter das Wohl des Ganzen zurück und starke Mitarbeiter stehen loyal zu ihrem Unternehmen.
Zwei weitere Prägungen des Vertrauens, das der Kunden und des gesellschaftlichen Umfeldes, haben mit der Außenwirkung des Unternehmens zu tun. Unternehmen mit hoher Vertrauenskultur strahlen ihre intern gelebten Werte sympathisch nach außen ab. Sie laden zur Identifikation ein und wirken vertrauenswürdig, verlässlich und verbindlich.
Und wie stellt man es (wieder) her?
Praktisch ist, dass man sofort starten kann. Professionell gehören abgestimmte Maßnahmen im Bereich Kommunikationskultur, Teambildung, Mitarbeiterqualifizierung und andere mit ins Paket. Auf die Kommunikation kommt es dabei besonders an. Vor allem bei kritischen Themen legen Chefs die mangelnde Akzeptanz ihrer Mitarbeiter als inhaltliche Verweigerung aus, obwohl sie selbst die Blockade durch unglückliche Verbalisierung, ungünstige Zeitpunkte oder den falschen Gesprächsrahmen ausgelöst haben. In den meisten Aspekten der Vertrauensbildung können Trainings und Coachings sinnvoll unterstützen. Viele andere Maßnahmen profitieren allerdings weniger von Wissen als von positiver Konsequenz, die im Alltag manchmal untergeht:
Vertrauen lässt sich nicht erzwingen. Es wird geschenkt, wenn man jederzeit
- die Dinge offen anspricht,
- auch in schwierigen Situationen Respekt zeigt,
- anhaltende Transparenz schafft,
- unklare und falsche Dinge richtig stellt,
- Loyalität beweist,
- Ergebnisorientierung vorlebt,
- kontinuierlich an sich arbeitet,
- allen, auch unangenehmen Tatsachen ins Auge sieht,
- Erwartungen klärt,
- Verlässlichkeit demonstriert,
- zuerst zuhört und dann reflektiert spricht,
- Vereinbarungen unbedingt einhält und
- das Vertrauen, wo immer möglich, aktiv ausbaut.
Natürlich braucht das Ehrlichkeit und den Mut auf Informationspoker und halbgare Schönwetterstrategien zu verzichten. Wer das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen will, muss selbst vertrauen, dass diese auch mit gelegentlich schmerzhafter Transparenz umgehen können. Natürlich keimt und wächst dieses neue Miteinander nicht an einem Tag, aber die Investition an Zeit und Geld lohnt sich. Vertrauensvolle Mitarbeiter leben ein produktives Miteinander, kultivieren eine fruchtbare Fehlerkultur und bringen bessere Ergebnisse.